Freitag, 20. Juli 2012

Der Verfassungsschutz-Neuanfang im Superlativ: rechts – rechter - Maaßen

Wenn ein Migrant feststellen würde, dass gegen Ende des 2. Weltkrieges auffällig viele Jugendliche und Kinder in die Wehrmacht eintraten - einige sogar in die Waffen-SS wie Günter Grass - und man daher schlussfolgern müsse, dass deutsche Jugendliche ein Gefahrenpotenzial für die Welt sind, dann würde völlig zu Recht ein kollektiver Aufschrei in Deutschland empört durch den Äther schallen.

Wenn jedoch ein designierter Verfassungsschutzpräsident wie Hans-Georg Maaßen in seinem legendären Aufsatz „Staatsangehörigkeitsrechtliche Fragen der Terrorbekämpfung“ die sarrazineske These aufstellt, es gebe nicht nur eine signifikante Anzahl an eingebürgerter Islamisten in Deutschland, sondern eine unbekannte hohe Anzahl so genannte „Gefährder“ – oder anders formuliert: alle Muslime, die noch nicht als Islamisten überführt werden konnten – dann kommt statt eines empörten Aufschreis von Demokraten nur ein Karrieresprung in Frage. 

Bereits unter Ottoy Schily bewies Maaßen seine außergewöhnlichen Fähigkeiten und Kreativität hinsichtlich Migranten: Als Referatsleiter für Ausländerrecht im Bundesinnenministerium und für den Fall Kurnaz zuständig, kam er in einer Stellungnahme vom 30. Oktober 2002 zu dem Schluss, dass Kurnaz seine Aufenthaltsgenehmigung eingebüßt habe, weil er "sich länger als sechs Monate im Ausland aufgehalten hat". Diese exzellente Ausarbeitung der ausländerrechtlichen Folgen eines unfreiwilligen Folter-Aufenthaltes auf Guantánamo empfahl ihn offensichtlich für Schily zum weiteren Aufstieg.

Dass ausgerechnet ein Mann, der in seiner (noch nicht auf Plagiate untersuchten) Dissertation „Die Rechtstellung des Asylbewerbers im Völkerrecht. Überlegungen zu den völkerrechtlichen Rahmenbedingungen einer europäischen Asylharmonisierung“ promovierte und zu dem Schluss gelangte, dass für eine restriktivere Flüchtlingspolitik noch erhebliche, unausgeschöpfte Spielräume bestünden, zeigt den brutalstmöglichen Neuanfang für den deutschen Verfassungsschutz durch Bundesinnenminister Friedrich:

Der neue Verfassungsschutzpräsident, der den NSU-Terrorismus und die damit verknüpften Verschleierungs- und Pannenskandale des VS aufklären, gar diese Bundesbehörde reformieren soll, scheint ein Mann zu sein, der sich bestens mit der Bekämpfung von Migration und Migranten auskennt. Man kann sich ausmalen, wie die Kooperation mit V-Männern aus der NPD- und NSU-Szene unter seiner Amtsführung ausgesehen hätte. Eine aufgedeckte dilettantische Aktenvernichtung hätte es sicherlich auch nicht gegeben.

Offensichtlich gibt es keinen besseren Kandidaten für dieses Amt, seit der NPD-Staranwalt Jürgen Rieger 2009 einem Schlaganfall erlag.